Der Postbahnhof Leipzig war von 1912 bis 1994 ein wichtiger Knotenpunkt des mitteldeutschen Bahnpostverkehrs.

Am 1. Februar 1912, fast drei Jahre vor Gesamtinbetriebnahme des Leipziger Hauptbahnhofs, konnte der Leipziger Postbahnhof in Betrieb genommen werden. Das Hauptgebäude ist 200 m lang; die überdachte Fläche der ganzen Anlage umfasst 16.000 m². Die achtschiffige Halle des als Kopfbahnhof ausgestalteten Objekts überspannte 29 Gleise mit 16 Bahnsteigen. In ihr fanden bis zu 90 Bahnpostwagen Platz, was sie zur größten Bahnpostanlage ihrer Zeit machte. Für die Anlegung des kammförmig aufgefächerten Gleisnetzes mussten umfangreiche Geländeaufschüttungen erfolgen. Für den Postbahnhof wurden zwei Stellwerke gebaut, die nach dem Zweiten Weltkrieg die Bezeichnungen R18 und W19 erhielten. Beide wurden von der zuständigen Eisenbahnverwaltung unterhalten. Das Stellwerk 19 wurde durch Postmitarbeiter besetzt, obwohl es an Zugfahrten durch die Verkehrstunnel beteiligt war. Der Postbahnhof hatte eine eigene Wasser- und Stromversorgung, für die ein mit zwei 120 PS und einem 250 PS Dieselmotor ausgestattetes Motorenkraftwerk errichtet wurde.

Im Jahre 1913 wurden im Postbahnhof Leipzig 10,4 Millionen abgehende und 4,8 Millionen ankommende Pakete umgeschlagen. Hinzu kamen noch 36 Millionen Stück im Durchgangsverkehr. Die Überführung der Bahnpostwagen erfolgte durch die Rangierlokomotiven des Hauptbahnhofs, teilweise auch durch die Zuglokomotiven. Um auch Wagen von und zur preußischen Westseite des Hauptbahnhofes bringen zu können, ohne nahezu alle Hauptgleise kreuzen zu müssen, veranlasste die Postverwaltung den Bau der Verkehrstunnel I und II. 1929 verkehrten Bahnpostwagen planmäßig auf den Strecken Leipzig – Bad Lausick – Geithain – Chemnitz, Leipzig – Bebra – Kassel, Leipzig – Erfurt – Eisenach – Frankfurt am Main, Leipzig – Döbeln – Dresden, Leipzig – Eilenburg, Leipzig – Wurzen – Riesa – Dresden, Leipzig – Gera – Saalfeld – Bamberg und Leipzig – Hof – Marktredwitz.

Im Laufe der Zeit wurde der Postbahnhof ständig baulich erweitert und technisch verbessert. So wurde 1936 an der Rohrteichstraße ein großer Erweiterungsbau fertiggestellt, der den betrieblichen Anforderungen bis zur Schließung 1994 genügen konnte. Die Dienststelle trug bei der Deutschen Post die Bezeichnung »Postamt 18«. Mit der Umwandlung der Deutschen Bundespost in die Deutsche Post AG stellte diese die Bahnpost im gesamten Bundesgebiet ein und verlagerte die Posttransporte auf die Straße und in die Luft. Teile der dem Bahnpostamt Leipzig übertragenen Aufgaben werden seither vom Güterverkehrszentrum Radefeld übernommen.